Warum der Euro die Zerstörung Europas ist - und was wir ändern müssen

Paul Sochor

Wie oft hören wir Politiker, regierungstreue Beamte (v.a. Lehrer) und Linke Aktivisten davon reden, wie toll doch der Euro für Europa ist - er fördert unseren Handel mit den anderen Euro-Ländern, sorgt für klare und übersichtliche Preise für Unternehmen und private Haushalte und eint die Euro-Länder.

Auch wenn die Vorteile auf der Hand liegen (das leugnet niemand), gibt es wesentliche Argumente gegen den Euro. Fangen wir an.

Um das Hauptproblem des Euros zu verstehen, müssen wir erst einmal Wechselkurse zwischen Währungen allgemein verstehen: Der Wechselkurs zwischen zwei Währungen ergibt sich auf dem freien Markt aus Angebot und Nachfrage (Freies Floaten). Exportiert ein Land (z.B. Deutschland) mehr in ein anderes Land (z.B. USA) so steigt der Wert der deutschen Wärhung im Vergleich zur Amerikanischen (da Amerikaner durch den Kauf deutscher Produkte mehr von der deutschen Währung nachfragen). Das führt dazu, dass der Preis der deutschen Währung für die USA steigt und die deutschen Produkte in den USA somit teurer werden, wodurch wieder weniger deutsche Produkte in den USA nachgefragt werden - ein Ausgleich.

Dieser notwenige Ausgleich durch das Freie Floaten der Währungen ist absolut notwendig für ein außenwirtschaftliches Gleichgewicht, welches für Stabilität sorgt. Der Euro verhindert genau das - er spiegelt nämlich nicht die Wirtschaftskraft eines Landes wider, sondern den Durchschnitt unterschiedlich starker Länder (z.B. Deutschland und Griechenland). Das heißt: er senkt die Preise für deutsche Produkte im Ausland künstlich, während er die Preise für z.B. griechische Produkte im Ausland künstlich erhöht). Sowohl für ökonomisch schwache als auch starke Länder hat dies verheerende Folgen:

1. Die Folgen für ökonomisch starke Länder am Beispiel Deutschlands

Zunächst könnte man denken, es wäre gut, wenn die deutschen Produkte im Ausland künstlich günstiger gemacht werden - sie verkaufen sich wesentlich leichter, Amerikaner haben quasi einen standardmäßigen Rabatt auf deutsche Produkte. Das führt zu mehr Nachfrage und unterstützt die deutsche Wirtschaft - ist doch alles super, oder?
Wäre es, wenn es nicht folgende Punkte gäbe:
Jeder Unternehmer in einer international umkämpften Branche (Maschinenbau, Automobilindustrie, ...) muss jedes Jahr Prozessse optimieren, Produkte verbessern, neue Produkte entwickeln usw. um auf dem Markt attraktiv zu bleiben. Doch auf ein mal - wie aus dem Nichts - werden die Produkte des Unternehmers durch eine künstlich abgewertete Währung im Ausland um 25% günstiger als sie eigentlich wären. Ab jetzt ist das Unternehmen im "Easy-Mode" - keine großen Anstrengungen mehr, alles läuft sowieso, die ausländischen Kunden kaufen alles.
Das geht auch für einige Jahre gut - doch es kehrt Stillstand im Unternehmen ein. Und Stillstand bedeutet Rückstand. Während deutsche Unternehmen wie in diesem Beispiel sich nicht verbessern müssen (Stichwort Innovationsstau) , kämpfen Unternehmen aus anderen Ländern weiter um bessere Produkte, geringere Kosten & mehr Effizienz. An einem bestimmten Punkt (es ist von Branche von Branche unterschiedlich wie lange so etwas dauert) passiert Folgendes: deutsche Unternehmen können - trotz des niedrigeren Preises - nicht mehr konkurrieren, da Unternehmen aus dem Ausland wegen des Innovationsdrucks ihre Produkte so stark verbessert haben, dass sie auch ohne Währungs-Rabatt bessere und günstigere Produkte als die Deutschen haben.
An diesem Punkt erkennt man bei uns dann den Innovationsstau und die bitteren Folgen des entspannten Lebens der Jahre davor: Unternehmen schließen oder verkleinern sich, Arbeitsplätze fallen weg und es wird weniger Wertschöpfung im Inland betrieben.

Kommen dir die Folgen bekannt vor? Genau das passiert, wenn Innovationsstau auf ideologische Klimapolitik und teure Energiepreise trifft. Das Bedeutet also: auch wenn eine neue Regierung durch das Drucken von Geld und ineffiziente Förderungen die Energiepreise für Unternehmen senkt und die Klima-Kosten "abmildert" (Stichwort Milchmädchenrechnung) wird dies zwar kurzfristig ein paar Löcher stopfen, langfristig jedoch nur ein weiterer Kostenpunkt für eine zu hohe Staatsverschuldung sein.

 

2. Die Folgen für ökonomisch schwache Länder am Beispiel Griechenlands

Die Folgen für Länder wie Griechenland sind nahezu umgekehrt und noch gravierender:

Im Ausland kosten griechische Produkte durch den für Griechenland zu hoch bewerteten Euro wesentlich mehr als diese in der griechischen Wärhung eigentlich kosten würden. Das schafft schwierige Wettbewerbsbedingungen, erschwert den Export enorm und schwächt so direkt die Wirtschaft im griechischen Inland.
Auch wenn dies langfristig - vorausgesetzt die Unternehmen halten so lange durch - zu mehr Innovationsdruck führt, passiert vorher etwas gravierenderes, was die gesamte Währung zerstören kann:
Da der Euro für Griechenland künstlich überbewertet ist, können die Griechen plötzlich auch Produkte aus dem Ausland wesentlich günstiger kaufen. Was erstmal gut klingt führt letztendlich zum Staatsbankrott - aber nein, so etwas kann nach Einschätzung Linker Experten doch gar nicht passieren. Oder was war da nochmal 2015 in Griechenland?

Drei Lösungsideen von Euro 2.0 bis hin zur Krypto-Zukunft

  1. Euro 2.0 aka Nord- und Süd-Euro

Das Hauptargument gegen den Euro ist, dass er für starke Länder zu schwach und für schwache Länder zu stark ist. Nimmt man jedoch nur die wirtschaftlich starken Länder mit soliden Staatsfinanzen (Deutschland, Frankreich, Belgien, Niederlande, Luxemburg, Österreich, die baltischen Staaten, Finnland, Irland) und vereint nur diese in einer Währung, so wären die Unterschiede wesentlich niedriger und die Währung würde im Außenhandel weitgehend passen. Hierfür wäre ein wichtiger Punkt, dass diese Länder nicht nur wirtschaftlich stark sein müssen, sondern auch noch solide Staatsfinanzen brauchen. Insbesondere Frankreich müsste vor einem Nord-Euro wesentlich nachbessern.

2. Rückgang zur D-Mark

In den Augen vieler Linker unvorstellbar, aber Überraschung: Deutschland ging es auch schon vor dem Euro gut, man könnte fast schon meinen besser. Man kann auch in andere Länder problemlos fahren und Geld ausgeben ohne die gleiche Währung zu haben (z.B. Kroatien vor 2023). Wenn man auf ein klassischen Währungs- und Geldsystem setzt, wäre dies vermutlich rein wirtschaftlich die beste Möglichkeit. Die einzigen wesentlichen Punkte, die gegen einen Rückgang zur D-Mark sprechen würden, wären Wechselkursschwankungen zu den anderen europäischen Ländern, was für die privaten Haushalte unpraktisch ist (z.B. bei Urlaubsfahrten) und bei größeren Unternehmen Kosten für die Wechselkursabsicherung verursacht.

3. Der freie Markt: Kryptowährungen

Für viele libertäre die beste Option und unbestritten eine sehr interessante, moderne Art der Währung. Man könnte an dieser Stelle enorm weit abholen, vom "Geld" als Tauschmittel, über den freien Markt, der dem Sozialismus und staatlichen Institutionen immer überlegen war und ist bis hin zur dezentralen Technik hinter Kryptowährungen. Ich persönlich maße es mir allerdings nicht an, über ein Thema, mit dem ich mich noch nicht ausreichend beschäftigt habe, zu philosophieren. Eine gesunde Dosis Skepsis gegenüber neuen Dingen, insbesondere wenn sie von so großer Bedeutung sind, ist grundsätzlich gut, allerdings sehe ich persönlich mit der Zeit immer mehr Argumente für Kryptowährungen.


PS: von den festen Wechselkursen (1:1) innerhalb des Euro-Raums habe ich noch gar nicht gesprochen, das ist ebenfalls ein sehr interessantes Thema zum Nachdenken.

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